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DREI MINUTEN

Meine letzte Woche war aufregend. Ein Auftritt im ARD-Morgenmagazin, ein Interview in SWR1 „Der Abend“.

Die Erfahrung, als Experte im Fernsehen Rede und Antwort zu stehen, war beeindruckend. Besonders der Umgang mit und das Gefühl für die Zeit, der Leute, die fürs Fernsehen arbeiten, beschäftigt mich noch immer. Denn normalerweise agieren wir wie von Wilhelm Busch gedichtet: „Eins, zwei, drei im Sauseschritt – läuft die Zeit: Wir laufen mit!“ als Mitläufer. Und beim Mitlaufen machen wir uns natürlich keine Gedanken über die Zeit an sich.

Bei meinem Fernsehauftritt erging es mir komplett anders. Beispielsweise hängen in der Redaktion in Köln fast überall Uhren. Die zeigen die aktuelle Zeit sowie die noch verbleibenden Minuten und Sekunden, bis man auf Sendung ist. Manche Uhren laufen also rückwärts, damit man immer erkennen kann, wie viele Sekunden noch verbleiben. Die Ablaufpläne werden nicht in Minuten angegeben, sondern in Sekunden. Mein erster Auftritt beispielsweise fand statt um 5:50 Uhr und 16 Sekunden. Sekundengenau sind wir gestartet.

Anfänglich war ich ja völlig ruhig. Das erstaunte mich selbst am meisten, denn so abgebrüht bin ich ja auch nicht, und ich habe auch nicht jede Woche einen Fernsehauftritt. Nun, mit dieser Ruhe war es denn auch vorbei, als mich ein Mitarbeiter ins Studio führte und mir sagte: „Gehen Sie einfach da rüber. Dort finden die Aufnahmen statt. Sie haben noch drei Minuten – da können Sie sich in aller Ruhe vorbereiten.“

In aller Ruhe? Drei Minuten?
Haben Sie sich schon jemals innerhalb von drei Minuten „in aller Ruhe“ vorbereitet? Für mich sind drei Minuten nichts. Wenn ich los muss und sehe, ich habe noch drei Minuten – dann habe ich es verdammt eilig. Und drei Minuten vor Seminarbeginn bin ich schon hoch fokussiert und innerlich gestartet.

Der Mann meinte das aber ernst. Das sind absolute Cracks. Sven Lorig, der mich ebenso professionell wie charmant durch die Fragen führte, hat immer ein Lächeln auf den Lippen und ihm fallen spontan Sätze ein, auf die ich wahrscheinlich erst nach zweimal Schlafen kommen würde. Ein Profi eben, durch und durch. Und die haben eben ein anderes Zeitgefühl und damit auch eine andere Einstellung zur Zeit. Dort lachen und scherzen die Redakteure noch wenige Minuten, wahrscheinlich Sekunden, bevor sie auf Sendung gehen.

Übrigens telefonierte ich auf der Heimfahrt mit meiner Frau. Sie fragte, wie lange ich noch brauchen würde, bis ich zuhause wäre. Ich sagte: „Nicht mehr so lange. Noch ungefähr drei Stunden …“

Übrigens:
Der durchschnittliche deutsche Bundesbürger verbringt in seinem Leben rund 8 Jahre vor dem Fernseher.