SELBSTMOTIVATION – PRAKTISCHE TIPPS

ZAUBERWORT MIT GROSSER WIRKUNG

Unsere Tochter Merle, derzeit 3,5 Jahre alt, kann Vieles schon alleine. Sie singt, sie tanzt, sie zieht sich schon alleine an. Noch viel mehr kann sie freilich nicht. Wenn sie etwas machen will, beispielsweise alleine eine Nuss knacken, und das nicht hinkriegt, dann weinte sie bis vor Kurzem und krakelte lauthals: „PAAAAPAAA – ich kann das nicht!“

Vorgestern in einem Seminar meinte eine Teilnehmerin, als sie sich bildlich vorstellen sollte, wie sie ihr Ziel erreicht habe: „Herr Stritzelberger – ich kann das nicht!“

Das scheint ein in den meisten Menschen verankertes Programm zu sein. Der Ablauf ist dabei immer gleich:

  • Man bekommt eine Aufgabe.
  • Der Gedanke „Ich kann das nicht“ schießt durch den Kopf.
  • Dann probiert man etwas halblebig (meist reine Alibifunktion).
  • Man scheitert, weil man es nicht richtig
  • versucht hat und nicht daran geglaubt hat.
  • Dann sagt man: „Das kann ich nicht.“

Und schon kann man sich bequem zurücklegen – der Lebenspartner macht dann (wahlweise) den Garten, das Technische, den Haushalt … und der Kollege ist verantwortlich für (wahlweise) Computerprobleme, schlechte Botschaften für den Chef, die schwierigen Kunden.

Mal abgesehen davon, dass das ja so herrlich bequem ist, kann man das ganz rasch ändern. Wenn man will!

Wie?

Ganz einfach: Fügen Sie immer, wenn Ihnen der Gedanke „Ich kann das nicht“ durch den Kopf schießt das Zauberwörtchen „noch“ ein. Dann sieht die Welt ganz anders aus, die Perspektive ändert sich.

Sie können kein Chinesisch? Sagen Sie mal: „Ich kann NOCH kein Chinesisch.“ Klingt anders, was? Sie können auch NOCH kein Klavier?

Ein früherer Kollege von mir arbeitete deutlich langsamer als alle anderen. Begründung gegenüber mir und dem Chef: „Ich bin eben etwas langsamer.“ Hätte ich damals gewusst, was ich heute weiß, hätte ich ihm auch damals schon zum „noch“ geraten. Wenn der Kerl gesagt hätte: „Ich bin eben NOCH etwas langsamer“ hört sich das doch schon an wie ein Startsignal, nicht wahr?

Manchmal ist dieses so unscheinbare Wort mit den vier Buchstaben auch ganz gemein. Wenn ein Journalist schreibt: „XY ist Trainer vom Fußballverein Z“ klingt das harmlos. Wenn er schreibt: XY ist NOCH Trainer vom Fußballverein Z“, hört sich das schon bedrohlicher an. Zumindest für den Trainer.

Also: Immer wenn Sie glauben, etwas nicht zu können, ändern Sie den Blickwinkel und fügen Sie das Wörtchen „noch“ ein. Das kann Wunder wirken.

Übrigens auch im Zusammenspiel mit anderen, beispielsweise mit Kindern. Wenn Ihr 10-jähriger Sohnemann bei den Hausaufgaben verzweifelt und sagt „Das kann ich nicht“ – dann wissen Sie ja jetzt, was für eine Formulierung Sie ihm hilfreich anbieten können. Das kann man ganz elegant machen, indem man ihm einfach antwortet: „Was kannst du denn NOCH nicht?“ – das gibt schon mal eine ganz andere Richtung vor.

Warum dem so ist? Ganz einfach: „Ich kann das nicht“ provoziert doch gleich die Frage nach dem „Warum“. Und dann begründe ich, warum es unmöglich ist, in meinem Alter noch Chinesisch oder Klavier zu lernen, abzunehmen oder einen Karrieresprung zu machen. Mit einem eingebauten „noch“ verschiebe ich den Fokus auf das „Warum NOCH nicht“ und suche dann automatisch nach Lösungen, um dorthin zu kommen.

Vielleicht kommt Ihnen das jetzt etwas übertrieben vor? Es ist aber tatsächlich so, wie wenn Sie im Dunkeln den Strahl einer Taschenlampe ein bisschen verschieben – da sehen Sie sofort etwas vollkommen Anderes im Lichtkegel. Probieren Sie es einfach aus.

Heute Morgen, noch vor dem Kindergarten, baute Merle aus Bausteinen einen Turm, der deutlich höher war als sie selbst. Irgendwann stürzte der Turm ein und Merle in meine Arme: „: „PAAAAPAAA – ich kann das nicht!“, um sich gleich zu verbessern: „Papa – ich kann das noch nicht.“

Da war ich so richtig stolz. Und bin es immer NOCH.